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Im März 2018 verabschiedeten die fünf Projektpartner Stadt und Kanton Zürich, Universitätsspital, Universität sowie ETH Zürich gemeinsam das Weissbuch HGZZ. Darin werden verbindliche Grundsätze und Prinzipien für ein attraktives Hochschulgebiet festgehalten. Im Rahmen einer Fachveranstaltung im Oktober 2019 stand das Weissbuch auf dem Prüfstand.

Das Weissbuch HGZZ spielt für eine qualitätsvolle Entwicklung des Hochschulgebiets eine wichtige Rolle. Um zu prüfen, wie gut das bisher funktioniert hat, luden die Projektverantwortlichen am 21. Oktober 2019 im Rahmen einer Fachveranstaltung zur Diskussion. Am Tisch sassen Vertreterinnen und Vertreter der fünf Projektpartner, der Planerteams, der Quartiere und der Politik sowie unabhängige Fachpersonen, die teilweise bereits in der einen oder anderen Form mit dem HGZZ zu tun hatten.

Am Anfang gab Peter E. Bodmer, Vorsitzender Steuerungsausschuss HGZZ, eine Übersicht zu den planungsrechtlichen Grundlagen des Generationenprojekts und informierte über den aktuellen Stand einzelner Schlüsselprojekte. Im Anschluss hielt Lukas Schweingruber vom Studio Vulkan ein Inputr eferat. Das Büro für Landschaftsarchitektur war wesentlich an der Erarbeitung des Weissbuchs beteiligt. Lukas Schweingruber erläuterte den Anwesenden die Grundsätze des im Weissbuch festgehaltenen Stadtraumkonzepts und deutete zugleich an, wo aus seiner Sicht die Denkarbeit weitergeführt werden könnte.

Wie sieht das Hochschulgebiet künftig aus? Das Weissbuch hält dazu wichtige Grundsätze fest.

Viel Lob für das Weissbuch

Nach diesem Einstieg startete der Hauptteil der Veranstaltung. Bei der eineinhalbstündigen Diskussion, die von Esther Girsberger moderiert wurde, ging es zunächst um ein erstes Zwischenfazit. Hat das Weissbuch bisher seinen Zweck erfüllt? Das Echo war dabei grossmehrheitlich positiv. Seitens der Quartiere sei die Erarbeitung des Weissbuchs sehr begrüsst worden, wie Martin Schneider, Präsident des Quartiervereins Fluntern, sagte. Die Erwartungen seien nun aber auch entsprechend hoch. Markus Knauss, Gemeinderat der Stadt Zürich, bezeichnete das Weissbuch als Befreiungsschlag. Er kritisierte im gleichen Zug aber, dass mittlerweile bereits ein Grundsatzentscheid gefällt wurde, der nicht dem Weissbuch entspreche.

Gemeint war der Entscheid, die Tramlinie bei der Kreuzung Rämi-/Gloriastrasse in der Mitte der Strasse zu führen. Im Weissbuch wurde empfohlen, das Tramtrassee neben der Strasse auf der Seite des Parks anzulegen. Mit dem Entwurf des FORUM UZH von Herzog & de Meuron, bei dem auf der anderen Strassenseite ebenfalls ein öffentlicher Platz entsteht, hat sich die Ausgangssituation allerdings verändert. Eine Tramführung in der Mitte der Strasse ist aus stadträumlicher Sicht nun die bessere Wahl. Daneben spielten etwa auch Sicherheitsaspekte im Zusammenhang mit dem flächigen Queren des Fussverkehrs beim Entscheid eine Rolle.

Als Arbeitsinstrument für die Planung der einzelnen Bauvorhaben erhielt das Weissbuch ebenfalls gute Noten. Mona Farag von Christ & Gantenbein und Alexa Nürnberger von Herzog & de Meuron sagten beide, dass sie es in der Wettbewerbsphase nützlich fanden und sich stark danach ausgerichtet hatten. Daniel Bosshard, Präsident der Sektion Zürich des Bunds Schweizer Architekten (BSA), lobte das Weissbuch ebenfalls als ein «wunderbares Instrument», das sie sehr begrüsst hätten. Er wie auch andere stellten sich aber auch die Frage: Wie verbindlich ist das Weissbuch?

Bedeutung des Weissbuchs unterstrichen

«Das Weissbuch ist eine Absichtserklärung und basiert auf der Selbstbindung aller Parteien, die unterschrieben haben», antwortete Peter E. Bodmer. Eine rechtliche Verbindlichkeit gebe es dadurch nicht. Man sei aber dabei, mittels Vertrag eine höhere Verbindlichkeit von Teilen des Weissbuchs zu schaffen. Dieser «Vertrag über die kooperative Umsetzung der 1. Entwicklungsachse des Hochschulgebiets Zürich Zentrum» ist mittlerweile ausgearbeitet und wird demnächst von den fünf Projektpartnern unterzeichnet. Er regelt unter anderem die Zuständigkeiten, Kosten und Kostenteiler der unterschiedlichen Vorhaben (Mehr dazu →).

Das Weissbuch bot auch nach der Diskussion im Plenum Gesprächsstoff.

Die Bedeutung des Weissbuchs zeigte sich bereits in den Wettbewerben deutlich. «Ich habe das Weissbuch häufig als Argument gegenüber gewissen Projekten genutzt, die ganz andere Ansätze verfolgt hätten. Das ist ein wichtiger Zweck, den es bereits erfüllt hat. Die beiden Projekte würden anders aussehen, wenn es das Weissbuch nicht gegeben hätte», sagte Katrin Gügler, Direktorin Amt für Städtebau, die in der Jury beider Wettbewerbe sass. Sie gab aber auch zu bedenken, dass das Weissbuch eine gemeinsame Grundidee festhalte. Und nun, da die einzelnen Vorhaben sich konkretisierten und vieles vertiefter betrachtet würde, stosse man auch auf gewisse Sachzwänge. Wie mit dieser Situation umgegangen werden sollte, war dann auch der nächste Diskussionspunkt.

Weitere Punkte, die aufgeworfen wurden, waren etwa die Koordination der einzelnen Vorhaben oder die Bedeutung des Gloriaparks. Aus der Diskussion resultierten viele interessante und wertvolle Inputs, die nun von den Projektverantwortlichen ausgewertet werden. Anschliessend werden mögliche Massnahmen daraus abgeleitet und geprüft.

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