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Von April bis September dieses Jahres war die Nordfassade des ETH-Hauptgebäudes zur Tannenstrasse hin eingerüstet und das dahinterliegende Kunstwerk erhielt seine wohlverdiente Auffrischung. Obwohl die letzte Restaurierung schon einige Jahre zurückliegt, war das Kunstwerk erfreulicherweise noch in gutem Zustand. Unter Begleitung von diversen Experten für Denkmalpflege von Kanton und Bund wurde das sogenannte «Sgraffito» intensiv kontrolliert und gereinigt. Dabei wurden auch Hohlstellen und Risse in der Fassade ausgebessert.

Das Kunstwerk zeigt neben den Symbolen der Fächer, die bei dessen Erstellung an der ETH gelehrt wurden, auch die Wappen der damaligen 22 Kantone. In der Mitte des zweiten Obergeschosses thronen die weiblichen Personifikationen der «Kunst» (ARTES) und der «Wissenschaft» (SCIENTIÆ). Die Auflistung von speziellen Tugenden und Eigenschaften zwischen den Fenstern im ersten Obergeschoss leitet über zu den 17 Porträtdarstellungen von Berühmtheiten aus der Antike und der Neuzeit am unteren Abschluss der Fassade. So können Gäste und Spaziergänger unter anderem die Porträts von Isaac Newton, Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer entdecken.

Die Bezeichnung «Sgraffito» leitet sich von dem italienischen Verb sgraffiare ab, was so viel wie «ritzen» oder «kratzen» bedeutet. Bei dieser jahrhundertealten Technik werden Motive in den noch feuchten, mehrschichtigen Putz eingeritzt.

Das Konzept zur Sgraffito-Zeichnung am Hauptgebäude stammt von Gottfried Semper, dem Architekten des Polytechnikums. Er hatte diese Technik bereits bei seinem ersten Bau 1843 in Hamburg angewendet. Vermutlich brachte er die Technik von seinen Italienreisen mit und machte sie in seiner Zeit an der Kunstakademie in Dresden, z. B. beim Maler Adolf Wilhelm Walter, bekannt, der das Zürcher Sgraffito 1863 dann zusammen mit seinem Dresdner Kollegen Karl Schönherr umsetzte. Während der Bau- und Erweiterungsphase unter Gustav Gull in den 1920er-Jahren wurde das Sgraffito dann vollständig rekonstruiert.

 

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